Das Nähen einer Stoffpuppe ist eine große Investition an Zeit, Liebe und Mühe.
Diese große Investition bringt meist auch eine große Erwartung an die Person mit sich, für die die Puppe gefertigt wird.
Wenn sie für ein Kind bestimmt ist (ich sage im folgenden Text der Einfachheit halber „dein Kind“, natürlich kann es auch dein Enkel- oder Patenkind, dein Neffe, deine Nichte oder das Kind einer Freundin sein), so soll sie hoffentlich zum Lieblingsspielzeug, zur treuesten Weggefährtin werden, die dein Kind um nichts in der Welt mehr hergeben mag.
Aber Kinder spielen nicht immer so, wie wir uns das vorstellen.
Spielzeuge aus unser eigenen Kindheit, mit denen wir unsere schönsten Erinnerungen verknüpfen und die wir manchmal vielleicht sogar für unsere Kinder aufbewahrt haben, interessieren diese möglicherweise überhaupt nicht.
Sie haben ihre eigenen Lieblingspielzeuge. Und das ist auch gut so.
Es kann also durchaus passieren, dass die mit soviel Herz & Mühe hergestellte Puppe nach zwei Tagen in der Ecke liegt - ich spreche aus eigener Erfahrung.
Es gibt aber sehr wohl einiges, was du tun kannst, um die Beziehung zwischen deinem Kind und der aus Liebe zu deinem Kind und der aus Liebe zu deinem Kind gemachten (oder auch gekauften) Puppe zu fördern. Ihr Gelingen ist kein reiner Glücksfall.
Die Geschichte der Puppe
Bevor die Puppe überhaupt bei euch einzieht oder auch nur fertig geworden ist, kannst du deinem Kind - sofern es nicht mehr ganz klein ist - von ihr erzählen. Du kannst ihm zum Beispiel erzählen:„Ich nähe dir eine Puppe. Noch ist sie nicht fertig, aber bald wird sie zu uns kommen und sie möchte sehr gern bei dir im Zimmer wohnen“.
Oder, wenn du die Puppe nicht selbst nähst, sondern kaufst:
"Rate mal, wer in diesem Moment auf der Reise zu uns ist? Eine kleine Puppe. Sie macht einen langen Weg, um dich zu besuchen. Und wenn sie darf, würde sie gern bei uns bleiben und am liebsten bei dir im Zimmer wohnen."
Du kannst dir eine kleine Geschichte ausdenken, in der du Parallelen ziehst zu Eigenschaften oder Vorlieben, die dein Kind selbst hat.
Wenn dein Kind zum Beispiel Lia heißt, gern Smarties ist, gern in Pfützen springt, sich aber noch nicht allein die Strümpfe anziehen kann, könnte die Geschichte so aussehen:
„Weißt du wie die Puppe heißt? Sie heißt beinahe genau wie du, nämlich Pia! Und weißt du, was Pia am liebsten mag? Smarties. Dabei weiß sie ganz genau, dass Schokolade ungesund ist, aber sie mag sie einfach furchtbar gern. Und wenn es regnet, dann springt sie am liebsten richtig doll in die Pfützen, so dass alles nass wird! Und sie möchte sich immer ganz alleine anziehen, aber die Strümpfe kann sie noch nicht. Ich habe ihr gesagt, ich frage dich mal, ob du ihr dabei helfen kannst. Was meinst du?“
Natürlich gibt es noch tausend andere Möglichkeiten. Es geht im Prinzip darum, ein Bewusstsein für die Puppenseele zu schaffen, die da auf dem Weg zu euch ist und eine Verbindung herzustellen.
Nun überlegst du vielleicht, wenn ich meinem Kind vorher schon von der Puppe erzähle, ist die ganze Überraschung ja dahin!
Das stimmt. Aber Kinder mögen Überraschungen gar nicht so gern, wie wir vielleicht meinen. Im Gegenteil, es ist sogar so, dass Kinder - besonders jüngere Kinder - die Dinge, die ihnen vertraut sind und die sich regelmäßig wiederholen, viel mehr schätzen als Neues und Ungewohntes. Das liegt vor allem daran, dass der kindliche Geist täglich mit so viel Neuem und Ungewohnten konfrontiert wird und klar kommen muss, dass ihm Vertrautes sowohl Sicherheit & Geborgenheit schenkt als auch Orientierung bietet.
Dein Kind wird sich also wahrscheinlich mehr und nicht weniger über seine Puppe freuen, wenn es vorher schon weiß, dass sie kommt und es voller Vorfreude und Erwartung auf den Moment ihrer Ankunft hinfiebern kann.
Der richtige Moment
Eine Puppe ist ein besonderes Geschenk und wird meist zu einem größeren Anlass wie zu Weihnachten oder zum Geburtstag verschenkt.
Natürlich hängt das vom Kind und von der Tradition des Schenkens in eurer Familie ab, aber es kann passieren, dass die Puppe in der Vielzahl der anderen Geschenke und der allgemeinen Aufregung einfach untergeht.
Vielleicht ist ein ganz normaler Nachmittag, an dem dein Kind zum Beispiel aus dem Kindergarten kommt und auf seinem Bett, eingewickelt in seine Lieblingsdecke oder auch in einem Geschenkkarton auf dem Fensterbrett seine neue Puppe findet, eine bessere Gelegenheit.
Gemeinsam mit deinem Kind, kannst du der Puppe „hallo“ sagen, ihr ihr neues Zuhause zeigen, vielleicht eine Schlaf- oder Wickelstelle für sie einrichten. Je mehr du mit der Puppe kommunizierst, sie in eueren Alltag einbeziehst, desto mehr wird das auch dein Kind tun.
Liebe Grüße
Joanna
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Maria Kanzi (Dienstag, 07 Februar 2017 08:33)
Liebe Joanna,
danke für diese hilfreichen Tipps. Jetzt weiß ich, was ich falsch gemacht habe (so ziemlich alles!) Das nächste mal klappt es besser - hoffentlich! Deine Puppen sind zauberhaft!
herzlichst Maria